self-love
Auf dem Weg zu der wichtigsten Person meines Leben -mir selbst
Donnerstag, 23. Februar 2017
Es gibt so oft Momente, in denen ich mich einfach nur für meinen Körper schäme.
Vorhin bin ich über eine Straße gelaufen und hab meinen Kopf währenddessen so sehr zu meinen Schultern gedrückt, damit der Kragen der Jacke auf jeden Fall mein Doppelkinn versteckt.
Wieso komme ich damit nicht klar?!




Eigentlich hatte ich geplant, einfach abzunehmen und danach ganz normal weiter zu leben. Ich hatte Angst davor, durch mein stetig steigendes Gewicht auf einmal eine 7 vorne auf der Waage zu sehen. Ich war nicht im Übergewicht, aber kurz davor. Einfach ein beleibter Mensch.
Ja, ich hatte Speckröllchen, ein Doppelkinn und kräftige Oberschenkel.
Schon 2014 hatte ich Ernährungstagebücher zum Abnehmen angefangen- ohne lannge durchzuhalten.
Die Diät im Sommer 2015 brach ich ebenfalls ab.
Zu Neujahr wollte ich aber nun endlich schlanker werden und ich hatte mein Ziel fest vor Augen: 59 Kilo sollten es sein.
Das ist bei meiner Größe kurz vorm Untergewicht, aber zuerst wollte ich diese Zahl an mir sehen, um nicht mehr den Eindruck haben zu müssen, dick zu sein.
Ich nahm sehr schnell ab, kam auf die 59 Kilo.
Ich glaube es hat kaum einen Moment in meinem Leben gegeben, wo ich so stolz war wie an dem Tag.
Ich fühlte mich so toll, so unendlich schön.
Aber die Konsequenzen kamen bald. Ich konnte mich praktisch nur noch von Gemüse ernähren und musste mich scheinbar unendlich bewegen, um nicht zuzunehmen.
Mein Stoffwechsel war ja noch nie der Beste und durch das schnelle Abnehmen hatte ich ihn mir noch mehr versaut.
Ich bekam riesige Panik vor den Zunehmen, heulte wenn ich ein paar Gramm mehr auf der Waage sah.
Ich wog mich manchmal stündlich, mindestens mehrmals täglich.

Die Waage gab mir etwas, dass ich bisher nie von meinen Eltern bekommen habe: Kontrolle und ein ehrliches Feedback.

Die Waage kann nicht lügen, sie sagt einem "gute" als auch "schlechte" Dinge.
Ich konnte mich so sehr berechnen, mich so sehr kontrollieren und ich wollte es auch.
Aber irgendwann kommt der Punkt wo dein Kopf nicht mehr mit macht.
Ich zerbrach mir jede Minute an die ich mich erinnere nur den Kopf darüber, was ich später essen würde, wieviele Kalorien ich verbrennen musste, wieviel Gramm ich wieder abnehmen musste.
Ich bekam schreckliche Kopfschmerzen, ständige Zusammenbrüche und grenzte mich von anderen Menschen ab, weil ich an nichts anderes als an mein Essen denken konnte.
Ich hatte keinen Spaß mehr am Leben und war so verdammt hoffnungslos.
Ich wusste nicht wie ich aus dem ganzen Mist herauskommen sollte.

Gegen November gab ich meine Waage weg, was für mich einen riesigen Kontrollverlust bedeutete. Und ja, es war extremst schwer für mich.
So oft habe ich überlegt, mich einfach wo auf die Waage zu stellen und nachzugucken.
Zweimal musste ich es bei einer Ärztin tun. Das erste Mal hatte ich den Zusammenbruch des Todes. Das zweite Mal hatte ich den ganzen Hass auf mich in mich hinein gefressen.
Einmal habe ich mich doch nochmal Zuhause auf die Waage gestellt und es war echt nicht toll.
Ja, ich hatte extremst schnell gegen Weihnachten zugenommen und ich tue es immer noch.
Ja, ich bin wieder beleibt, habe mittlerweile mit sicherheit meine 69 Kilo auf den Rippen. Ob das stimmt weiß ich nicht, aber wenn ich meine Körpermaße mit den damaligen Vergleiche hatte ich bei denselben Maßen damals ein Gewicht von 66 Kilo.
Für mich viel zu viel um das zu ertragen, aber solange ich es nicht auf der Anzeige einer Waage sehe, kann ich vor der Realität weglaufen.

Ja, ich habe große Angst, mich auf eine Waage zu stellen und ich werde es hoffentlich noch lange hinauszögern können.

Aber ich fühle mich einfach so fett, so so so fett.




Dienstag, 21. Februar 2017
Ja, ich glaube an Gott. Und daran, dass nach unserem Leben noch irgendwas kommt.

Aber manchmal habe ich diese Einstellung auch hinterfragt. Es gibt Tage, da frage ich mich, warum ich dieses Leben über mich ergehen lassen muss.
Warum ich überhaupt hier bin.
Vielleicht hat jeder eine Aufgabe zu erfüllen. Irgendwann an einem Tag kommt vielleicht eine Entscheidung, bei der du dich richtig entscheiden musst.
Und dann ist es doch wichtig, auf dich selbst zu hören, um richtig zu handeln oder?

Nun, ich kann nicht auf mich selbst hören. Ich bin jemand, der sich ein Leben lang eher abgestoßen hat.
Ich wollte immer perfekt sein, anderen Leuten gefallen und ihnen alles Recht machen. Wie mein Körper darauf reagierte, war mir eigentlich ziemlich egal.
Ich bewunderte andere Menschen dafür, was sie taten. Ich wollte immer ein anderer Mensch sein, dachte ich wäre glücklicher mit einem anderen Körper. Ich wollte mir immer alles zurechtbiegen und wenn es nicht so klappte, wie ich wollte, dann hasste ich mich abgrundtief. Ich wurde immer mehr zu meinem eigenen Sündenbock.
Ich wollte die besten Leistungen, die krassesten Ergebnisse, die meiste Anerkennung, die größte Bewunderung.
Aber von anderen bewundert zu werden, hilft dir nicht dabei, dich selbst zu akzeptieren.
Du fragst dich nur umso mehr, was mir dir selbst nicht stimmt, warum du dich nicht selbst lieben kannst.

Mein letztes Jahr 2016 war für den Ar***.
Ich hungerte mich hinab, mit dem Ziel einen perfekten Körper zu erlangen.
Die daraufhin folgende Diagnose: Magersucht.

Zu behaupten, ich hätte die Diagnose im Verlauf meiner Krankheit nicht schon erwartet, wäre gelogen. Ich bekam natürlich mit dass etwas mit mir nicht stimmte, dass mein Körper mir Warnsignale brachte.
Aber wenn du dich selbst so sehr hasst, dann ist dir das egal. Dann denkst du dir, dass du halt selbst daran schuld bist, wenn du nicht so sein kannst, wie du willst. Und dann hasst du dich noch mehr.

Ich dachte immer ich wäre nächstenliebend, weil ich andere Menschen so sehr mochte und sie glücklich machen wollte.
Aber kann das wirklich Nächstenliebe sein, wenn du nicht einmal Selbstliebe für dich übrig hast?
Wie möchtest du andere voll und ganz akzeptieren, wenn du nicht einmal dich selbst akzeptieren kannst.
Wie möchtest du über ihre Fehler hinwegsehen, wenn jeder Fehler, denn du selbst machst dich viel zu sehr aus der Bahn wirft?

Nächstenliebe bedeutet auch, sich selbst zu lieben.
Denn egal wer du bist, du hast deinen eigenen Körper geschenkt bekommen. Du kannst mit ihm laufen, weinen, lachen, leben und deine eigenen Entscheidungen treffen. Du lebst frei in ihm und kannst ihn kontrollieren.
Warum willst du dieser Verbindung schaden?

Und vielleicht ist das schon ein kleiner Sinn im Leben: Zu lernen, warum du es wert bist, zu leben.




Montag, 20. Februar 2017
Du kannst es schaffen!
Egal in welcher Lebenssituation du momentan bist.
Auch wenn du vielleicht die Hoffnung über dein Leben verloren hast.
Auch wenn du vielleicht vor einer großen Entscheidung stehst, die du nicht überwinden möchtest.
Auch wenn du vielleicht Angst vor der Zukunft hast.
Auch wenn dich vielleicht eine Sucht dazu drängt, anders zu handeln.
Auch wenn du vielleicht denkst, du wärst nicht gut genug etwas zu tun.

DU KANNST ES SCHAFFEN!

Das soll jetzt kein hässlicher 08/15 Spruch sein, der von Google geklaut ist, weil er so schön schnulzig ist.

Überlege dir jetzt bitte einmal kurz, worauf du wirklich bei dir stolz sein kannst. Was du in der Vergangenheit erreicht hast. Da gibt es doch ganz bestimmt etwas.

Überlege dir, wo du in ein paar Jahren stehen willst.
Vermutlich möchtest du glücklich sein, oder?
Dann handel heute auch so, dass du in ein paar Jahren glücklich sein kannst!

Du bist gut genug.
Du bist gut genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Du bist gut genug, um raus zu gehen und den Leuten zu zeigen, was für eine tolle Persönlichkeit du hast.
Du bist gut genug, um in den Spiegel zu schauen und dich anzulächeln.
Du bist gut genug, um das zu tun, was du möchtest und was dir guttut.
Du bist gut genug, um zu leben!

DU bist toll!




Jeder fängt einmal klein an. Sogar wortwörtlich.
Doch während wir in die Windeln machen, uns beim Krabbeln die Knie aufschlagen, nach ersten Schritten hinfallen und seltsame Laute von uns geben, passiert noch viel mehr: Wir sammeln erste Eindrücke.
Es sind nur Eindrücke, an die wir uns später nie wieder speziell erinnern werden.
Aber je älter wir werden, desto prägender sind Worte unserer Eltern, Gesichtsauszüge und Gesten.
Wir können genau zwischen Geborgenheit und Einsamkeit unterscheiden.
Es gibt Kinder, welche nie das Gefühl, allein zu sein vermittelt bekommen. Sie wachsen wie in einer Schutzblase heran. Und es gibt Kinder, die schon früh damit konfrontiert werden, nicht gut genug zu sein.

Ich denke ich bin eine Mischung daraus. Irgendwie.

Ich war von meiner Mutter immer das umsorgte Kind. Die kleine Tochter neben dem großen Bruder. Ich bekam sehr viel Fürsorge von ihr und fühlte mich in Sicherheit.
Mein Vater hingegen war einer dieser Menschen, die Zuneigung nicht gut zeigen können. Denen so etwas eher unangenehm ist. Er verteilt sehr selten und sehr ungern meistens dann auch sehr unpassende Komplimente und mag es lieber, Dinge zu kritisieren.
Ich glaube, dass er zwar schon immer so war, sich bei mir anfangs jedoch etwas mehr Mühe gegeben hatte -was mit der Zeit immer weniger wurde.

Dadurch wurde ich ein Kind, dass sehr stark auf die Mimik anderer achtet. Ich musste immer durch äußerliche Merkmale, winzige Kleinigkeiten achten, um mitzubekommen wie es einem anderen ging.

Von meinem Vater habe ich, so glaube ich, noch nie gehört, dass er stolz auf mich sei. Viel mehr musste ich mir das aus seiner Mimik erschließen.

Meine Mutter war das totale Gegenteil. Sie überschüttete mich regelrecht mit Komplimenten. Man könnte denken, das sei ein Ausgleich, aber das ist es nicht. Ich fing schon früh an, mich nicht ernst genommen zu fühlen. Als ich älter wurde, reagierte ich fast schon aggressiv gegen diese Komplimente.
Ja, am liebsten hätte ich sie angeschrien: "Hör auf, so toll bin ich nicht. Siehst du das denn nicht?"

Und toll fühlte ich mich echt nicht. Ich fand meinen Mund zu schmal, mein Gesicht zu speckig, mein Doppelkinn viel zu groß und meinen Körper zu fett. Wie sollte ich da jemandem glauben, hübsch zu sein oder eine gute Figur zu haben?
Ich hatte immer mehr den Wunsch, mich meiner Mutter zu wiedersetzen und fing immer mehr an, zu verstehen, weshalb mein Vater mir nie sagte, dass ich schön sei.

Ich glaube damit fing dann alles an.